DECT ist ein Funkstandard bei den meisten kabellosen Festnetztelefonen. Vereinfacht gesagt: DECT ist für die Festnetztelefonie, was WLAN für das Internet ist. DECT steht dabei für „Digital Enhanced Cordless Telecommunications“ oder auf Deutsch verbesserte digitale schnurlos Kommunikation.
Für die Funktion von DECT gibt es immer zwei Komponenten. Einmal die Basisstation auch „Fixed Part“ genannt und ein Mobilteil „Portable Part“. Dabei bildet die Basisstation die „Brücke“ zwischen dem Telefon und einem Internetanschluss. Dies kann eine DECT Basisstation oder auch ein Router mit DECT Funktion sein. Falls mehrere Basisstationen miteinander zu einem Netz verbunden werden spricht man von einem sogenannten Mesh.
Das Mobilteil ist in der Regel ein schnurloses Handtelefon, welches mit der Basisstation verbunden wird. Hierfür sendet die Basisstation ununterbrochen ein beacon Signal. Dieses gibt dem Mobilteil die nötigen Infos für die Verbindung und Sendung von Daten. Falls die Synchronisierung stattgefunden hat, wird bei einem Telefonat der beacon Kanal, welcher die beste Verbindung für das Telefonat gewährleistet, für andere Mobilteile blockiert. So stören sich die Signale nicht gegenseitig. Bei einer Übertragung entsteht eine durchschnittliche Verzögerung von 10ms welche deutlich besser ist als bei einer Übertragung im WLAN oder per Bluetooth.
Früher war es nur möglich das Telefon mit einer Basisstation desselben Herstellers zu benutzen, dies änderte sich jedoch 1994 mit der Einführung eines Generic Acces Profile (GAP).
Jedes DECT Gerät muss auch GAP fähig sein. Dies ist ein Standard, der gewährleisten soll, dass DECT Geräte unterschiedlicher Hersteller untereinander kommunizieren können. Das Problem hierbei ist jedoch das GAP nur die Telefon-Grundfunktionen sichert. So kann es trotz GAP passieren, dass ein Mobilteil mit einer Basisstation eines anderen Herstellers nicht alle beschriebenen Zusatzfunktionen ausführen kann.
Sicherheit in der Datenübertragung wird immer wichtiger und somit ist auch Sicherheit bei DECT ein wichtiges Thema. Nicht zuletzt da 2009 durch eine Gruppe von Technikern (Technische Universität Darmstadt) offengelegt wurde, wie DECT Gespräche abgehört werden können.
Kurz darauf wurden Sicherheitsupdates der Hersteller nachgezogen, wodurch sich Mobilteile nun bei der Basisstation mit einem geheimen Schlüssel anmelden. Bei diesem ist eine 64-Bit Verschlüsselung üblich, jedoch benutzen einige Hersteller auch höhere Verschlüsselungsraten.
Allerding ist die Verschlüsselung bei der Verwendung von DECT Repeatern nicht mehr gegeben, da streng genommen eine Verbindung von Mobilteil zu Mobilteil stattfindet.
Aktuell wird DECT regelmäßig auf Sicherheitsverbesserungen und der Schließung von Sicherheitslücken von verschiedenen Gruppen geprüft. Dies gewährleistet auch die Sicherheit von DECT für die Zukunft.
Wie WLAN, Mikrowellen oder Handys erzeugt auch DECT Strahlungen. Mobilteile senden jedoch nur bei einem aktivem Telefonat Strahlungen aus, währenddessen Basisstationen durchgehende ein Signal zur Anmeldung aussenden. Jedoch ist das Funksignal einer DECT Anlage nicht zu vergleichen mit der von dem Mobilfunk
System | GSM900 | GSM1800 | DECT |
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Frequenz | 900 MHz | 1800 MHz | 1900 MHz |
Zeitschlitze | 8 | 8 | 24 |
Spitzenleistung | 2000 mW | 1000 mW | 250 mW |
Mittlere Leistung | 250 mW | 125mW | 10 mW |
Gesetzlicher Grenzwert | 4,65 W/m² | 9,0 W/m² | 9,5 |
Zudem gibt die spezifische Absorptionsrate (SAR) an, wie stark die Strahlungsleistung eines Gerätes ist. Die maximale Belastung darf hierbei 2W/kg nicht übersteigen und DECT Geräte haben im Durchschnitt 0,05-0,1 W/kg wodurch DECT deutlich unter dem Wert liegt. Jedoch gibt es Möglichkeiten diese Werte noch weiter zu verringern und zwar mit ECO DECT bzw. ECO Plus.
ECO DECT ist eine Technik, welche den Stromverbrauch durch eine variable Reduzierung der Sendeleistung senken kann. Dabei wird die Stärke des Signales angepasst zur Entfernung, um unnütze Intensivität zu vermeiden. Dadurch sinkt der Stromverbrauch um rund 60% und der Strahlungswert sogar um rund 80% im Vergleich zu Telefonen ohne ECO DECT. Durch diesen Wert sinkt die Strahlenbelastung weit unter 0,1 W/kg und ist praktisch gleich null.
Der einzige Nachteil ist, dass sich für ECO DECT ein Mobilteil in der Reichweite der Basisstation befinden muss da sonst wieder beide Geräte mit voller Stärke Signale versenden. Daher wurde zusätzlich noch ECO Plus eingeführt. Dabei wird die Sendeleistung um 100% reduziert im Standby-Betrieb, selbst wenn mehrere Mobilteile angemeldet sind.
WLAN ist in erster Linie für die Daten-Kommunikation ausgelegt. Hierbei werden jeweils kleine Datenpakete versendet, oftmals mit Unterbrechungen. Doch dies ist gerade bei der Sprachkommunikation ein großes Problem.
DECT hingegen ist schon seit Beginn für Sprachkommunikation ausgelegt und entwickelt worden. Dadurch können alle Ressourcen für ein Telefonat in isolierten Frequenzen genutzt werden.
Der frühere Vorteil von WLAN gegenüber DECT, dass es weit mehr als nur Sprache übertragen kann, besteht auch nicht mehr. Mit dem DECT Profil CAT-iq sind auch einfache Datenkommunikation mit DECT möglich.
Ein weiterer Vorteil von DECT gegenüber „Voice over WLAN“ ist meistens die sehr viel bessere Reichweite, sowie der Wechsel von Zugangspunkten ohne Unterbrechung beim Telefonieren. Dieser Wechsel funktioniert bei WLAN Lösungen oft nur sehr bedingt.
Mit der Zeit wurden immer mehr Profile für DECT entwickelt. Dadurch erhöhte sich der Funktionsumfang von DECT. So konnte nicht nur der Stromverbrauch reduziert, sondern auch der Datentransfer beschleunigt und die Sprachqualität verbessert werden.
Und es ist noch kein Stopp in Sicht: Der Funktionsumfang von DECT Telefonen steigt weiter.
Im Folgenden stellen wir einige Beispiele für DECT Profile und deren Funktionen vor:
Grundsätzlich wurde DECT für die Sprachübertragung entwickelt. Da durch VoIP aber auch anderweitig Datenübertragung genutzt werden kann, sollte auch DECT dieses Feature bekommen. Dabei wurde CAT-iq (Cordless Advanced Technology- Internet and Quality) für die Verwendung von Multimedia entwickelt.
Dadurch ist HD-Qualität beim Telefonieren sowie das Audio Streaming oder Smart Home über DECT Systeme möglich. Dazu werden mehrere Sprachkanäle für eine Übertragung gebündelt.
CAT-iq 2.0 diente ursprünglich zur Kompatibilität zwischen Geräten von unterschiedlichen Herstellern. Der schon vorher festgelegte GAP Standard war nur für Basisfunktionen wie wählen und telefonieren ausgelegt, jedoch sind mit CAT-iq 2.0 neue Funktionen möglich, wie auch die Einsicht in Anruferlisten.
Mit CAT-iq 2.1 wurden lediglich weitere Sicherheitsupdates und Netzwerkfunktionen hinzugefügt.
Ziel von diesem Profil ist eine möglichst geringe Energieauslastung. Dies wird besonders im Smart Home Bereich verwendet. Da DECT schon seit 25 Jahren weiterentwickelt wird, konnten Probleme, die aktuell andere Systeme wie ZigBee oder Z-Wave betreffen, bereits gelöst werden.
Durch den eigens für DECT ULE reservierten Frequenzbereich ist die Kommunikation zwischen Smart Home Geräten nahezu störungsfrei.
Die Reichweite von DECT liegt im Innenbereich bei durchschnittlich 50 Metern und bei 300 Metern im Außenbereich. Natürlich können diese Werte stark variieren, da die Reichweite abhängig von Materialien wie Beton oder Stahl zwischen Basisstation und Mobilteil ist. Jedoch besteht die Möglichkeit die Reichweite mit einem DECT Repeater zu erweitern. Dabei wird der Repeater wie ein Mobilteil an der Basisstation angemeldet.
Eingeführt wurde DECT 1993 durch das Europäische Institut für Kommunikationsstandards. Die Frequenzen in welchen DECT arbeitet sind schon seit der Einführung die selben und liegen zwischen 1880 und 1900 MHz. Im Vergleich zu früher hat sich DECT stark verbessert im Bereich der Strahlung, des Stromverbrauchen aber auch bei dem Einsatzspektrum, da dies nicht mehr nur bei der Telekommunikation liegt. Dadurch wurde das „T“ in DECT von der Anfangsbedeutung „Telephony“ zu „Telecommunications“ verändert. Aber auch das „E“ wurde von der Bedeutung „European“ in „Enhanced“ geändert da DECT inzwischen ein Funkstandard auf der gesamten Welt ist.
Auch wurde kürzlich erst die Allgemeinzuteilung der DECT Frequenzen bis zum 31.Dezember 2025 verlängert. Und nach 25 Jahren wird es wahrscheinlich auch nicht die letzte Verlängerung sein.